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Lesezeichen – DER STANDARD-Buchclub

mit Beate Hausbichler & Mia Eidlhuber

Die Journalistinnen Beate Hausbichler (Ressortleiterin dieStandard) und Mia Eidlhuber (Ressortleiterin ALBUM) debattieren abwechselnd im 14-Tage-Rhythmus mit Gäst*innen im DER STANDARD-Buchclub-Podcast über eine Neuerscheinung einer Autorin und geben Empfehlungen für spannenden Lesestoff. Welches Buch in der jeweils nächsten Folge besprochen wird, wird im Online-Standard bekannt gegeben.

Beate Hausbichler

  • Roxane Gay „Hunger“: Gay erzählt in dem Buch anhand der Geschichte ihres eigenen Körpers eine Geschichte über unsere Gesellschaft. Sie erzählt von Gewalt, Frauenhass und Identität – und wie sich all das durch und im eigenen Körper abbildet.
  • Hans Fallada „Jeder stirbt für sich allein“: Eine der wichtigsten und schnörkellosesten Bücher über Verantwortung, politische Haltung und Widerstand, der sich in einfachen Ideen und wachen Menschen immer seinen Weg bahnen kann.
  • Annie Ernaux „Der Platz“: Ein Buch über das Leben und Sterben des Vaters der Autorin Annie Ernaux, in dem sie sehr sparsam mit Worten ist und dennoch auf schier magische Weise ein extrem facettenreiches Bild ihrer Familie und Herkunft zeichnet.
  • Edouard Louis „Im Herzen der Gewalt“: Nach einer Vergewaltigung versucht Edouard Louis die ihm angetane Gewalt zu verstehen, zu verkraften, zu verarbeiten – und rückt dem, was unfassbar ist, aber ständig passiert, so ein Stück näher.
  • Liv Strömquist „Der Ursprung der Liebe“: In ihren hervorragend gezeichneten Comics berichtet Stömquist von den Zumutungen eines Frauenlebens. Beeindruckend scharfsinnig und schonungslos erklärt sie uns, warum sich Machtverhältnisse so lange halten. Dabei lässt sie uns oft Tränen angesichts dessen lachen, wie plump etwa das Patriarchat zusammenzimmert ist. In der „Ursprung der Liebe“ skizziert sie die schlechten Erzählungen rund um die romantische Liebe, hinter der sich bis heute die Kontrolle von Frauen verbirgt.
  • Pierre Bourdieu „Ein soziologischer Selbstversuch“: Es ist die berührende Erkundung der eigenen sozialen Prägung des wichtigsten Soziologen des 20. Jahrhunderts.
    Sie schärft den Blick auf den eigenen Platz in der sozialen Welt und Bourdieu hat damit eine Schneise für andere wichtige Erzählungen dieser Art gelegt, sei es für Didier Eribon („Rückkehr nach Reims“) oder – und wieder – Annie Ernaux.
  • John L. Austin „How to Do Things with Words“: Nirgends ist besser, einfacher und grundsätzlicher erklärt, wie wir mit Sprache tagtäglich handeln. Wer beruflich mit Sprache zu tun hat, sollte dieses Buch lesen.
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Mia Eidlhuber

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  • „Was ich liebte“ von Siri Hustvedt: Das war lange ein Lieblingsroman von mir. Ich las es als ich eine junge Mutter war und fand es toll, dass nicht nur Paul Auster Bücher schrieb.
  • Irgendwann war es klar: Ich liebe autofiktionale Bücher, aber nicht die ganz ausladenden wie die von Karl Ove Knausgård, sondern die schmalen Bände der Französin Annie Ernaux (ganz besonders „Eine Frau“), oder des Norwegers Tomas Espedal (ganz besonders „Das Jahr“) oder des deutschen Schriftstellers Andreas Maier (ganz besonders „Die Familie“).
  • Großartige Neuentdeckungen waren für mich alle Bücher von zwei Amerikanerinnen: Nell Zink, die heute in der Nähe von Berlin lebt und mit 50 mit ihrem Debüt „Der Mauerläufer“ begeistert hat und seither mehrere Romane veröffentlicht hat. Oder auch die noch junge Ottessa Moshfegh, die mit „Mein Jahr der Ruhe und Entspannung“ eigentlich den Corona Lockdown literarisch vorweg genommen hat.
  • Ein Buch, das ich immer wieder gern verschenke, „Just kids“ von Patti Smith. Mit dieser Rückschau auf das New York der frühen Siebziger ist der God Mother of Punk eine meisterliche Autobiografie gelungen. Im heurigen Pandemie-Jahr hat Marlene Streeruwitz Covid19-Roman „So ist die Welt geworden“ Patti Smith aber eindeutig abgelöst.
  • „Sommerhaus, später“ las ich als ich nach Berlin zog im Jahr 1999, seither mag ich alle Erzählbände und Bücher von Judith Hermann. Ganz besonders gelungen ist ihr neuer Roman „Daheim“. Wir besprachen es in Lesezeichen am 14. Mai. Es wird hoffentlich vielfach ausgezeichnet werden.

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